Mendelssohn, Gershwin, Bernstein – Musik von jüdischen Komponisten prägt die Musikgeschichte weltweit. Die Aktion „SHALOM-MUSIK.KOELN“ will an einem Tag Begegnungen mit jüdischer Musikkultur und Musikstilen an ausgesuchten Orten in Köln schaffen. Anlass ist das Gedenk- und Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“; ein Jubiläumsjahr, das seinen Ursprung in Köln hat. Eine Urkunde Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321, die es jüdischen Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht in den Rat der Stadt berufen zu werden. Das Dokument gilt als ältester Nachweis jüdischen Lebens in Deutschland.
Hinter „SHALOM-MUSIK.KOELN – ein Tag mit jüdischer Musik“ verbirgt sich „eine abwechslungsreiche Entdeckungsreise“, so die Veranstalter, die insbesondere die Vielfalt der jüdischen Musikgeschichte in den Blick nehme. 47 Musikerinnen und Musiker, 40 Kurzkonzerte an zwölf Spielorten – bei freiem Eintritt – bieten Ausschnitte von jüdischen Musikstilen und Werken jüdischer Komponistinnen und Komponisten.
Vorurteile verhindern
„Das Interesse aneinander und das gegenseitige Kennenlernen können Vorurteile verhindern. Wo es weniger Vorurteile gibt, da gibt es auch weniger Antisemitismus. Und gerade in unserer Zeit heute kann ein Festival mit jüdischer Musik einen Beitrag dazu leisten“, so David Klapheck Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde Köln.
Das von Thomas Höft und Ulrike Neukamm zusammengestellte Programm reicht von Straßentheater mit traditioneller Klezmer-Musik über mittelalterliche jüdische Lobgesänge und Orgelmusik für die Synagoge, von der Operette bis zum Jazz, von der Klassik bis zum Schlager. „In unserem Programm versuchen wir weder festzuschreiben, was ,jüdische Musik‘ sei, noch beziehen wir in der komplexen akademischen Diskussion darüber Position“, so Höft. „Wir beleuchten vielmehr viele verschiedene, besonders interessante Themen und Musikstil-Richtungen für ein breites Publikum ohne Spezialkenntnisse.“
Musikalischer Kulturtransfer
Zu festen Uhrzeiten treten unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler, Ensembles sowie Rednerinnen und Redner auf, die ebenso ungewöhnliche wie überraschende Einblicke in die jüdische Musikgeschichte geben.
SHALOM-MUSIK.KOELN präsentiert Künstlerinnen und Künstler wie die Kölner Opernsängerin Dalia Schaechter, die Sopranistin Dana Marbach und den Counter-Tenor Doron Schleifer aus Israel, Adrian Schvarzstein aus Argentinien, Ivan Trenev aus Nord-Mazedonien, Corina Marti aus der Schweiz, Jalda Rebling aus Berlin, die Daffkes aus Leipzig sowie zahlreiche weitere Künstlerinnen und Künstker aus Köln und Nordrhein-Westfalen.
„Seit langer Zeit existiert ein musikalischer Kulturtransfer zwischen jüdischer und nicht-jüdischer, religiöser und weltlicher Musik in Köln, Deutschland und Europa“ erklärt Andrei Kovacs, leitender Geschäftsführer des Vereins „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ . „Ein ganzer Tag im Zeichen jüdischer Musik ist eine großartige Möglichkeit, diesen musikalischen Kulturtransfer hör- und erfahrbar zu machen“, so Kovacs weiter. „Wo wenn nicht in Köln? In der Stadt der kölschen Lebensart. Hier können wir gemeinsam ein musikalisches Zeichen setzen – für Nähe und Respekt! Wir sind dankbar, für die Kooperation mit Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V.. Denn gerade in Zeiten des erstarkenden Antisemitismus und Rassismus ist ein solches gemeinsames Zeichen wichtiger denn je.“
„Ein erster Schritt“
Das Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V., die Stadt Köln, die beiden großen Kirchen und die Synagogen-Gemeinde Köln präsentieren „ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, das Begegnung schafft“. Claudia Hessel vom Kölner Forum für Kultur im Dialog beschreibt die Motivation zu dieser Veranstaltung so: „Jüdische Musik hat eine lange und alte Tradition und ist sehr vielfältig. Mit unserem Programm wollen wir neugierig machen, denn unter jüdischer Musik stellt sich jeder etwas anderes vor. Es ist ein erster Schritt, um dieses Kapitel in Köln auch für die nächsten Jahre weiterzuschreiben und mit unseren Partnern zu vertiefen.“
Der Kölner Bürgermeister Dr. Ralph Elster spricht den Dank der Stadt Köln aus: „Das Festjahr ,1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘ geht auf Köln zurück. Und da freut sich die Stadt Köln natürlich besonders, dass auch ein zentrales Kulturprojekt im Festjahr in Köln realisiert wird. Dafür sind wir dem Forum Kultur im Dialog und den Festjahresverantwortlichen besonders dankbar.“
Deutliches Zeichen für den Frieden und gegen Antisemitismus
Diakon Jens Freiwald vom Katholischen Stadtdekanat Köln begründet die Beteiligung der Ökumenischen Initiative 321.koeln an dem Projekt: „Als christliche Kirchen freuen wir uns, mit den Kirchenmusikern Johannes Quack und Matthias Bartsch sowie sechs von zwölf Veranstaltungsorten Shalom-Musik.Koeln unterstützen zu können. So freue ich mich auf den Streifzug durch die vielen Facetten jüdischer Musik am 15.8. und die Präsentation des XXL-Mosaiks am gleichen Tag am Domforum. An diesem prominenten Ort unserer Stadt ein deutliches Zeichen für Frieden und Verständigung und gegen Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung zu setzen, begrüßen wir als Kölner Kirchen aus voller Überzeugung.“ Und er betont: „Denn für das Christentum gründet die Unantastbarkeit der Menschenwürde in der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen. In dieser Überzeugung sind wir Christinnen und Christen bei aller Unterschiedlichkeit mit dem Judentum bleibend verbunden. Auch wenn dies in der Geschichte des Christentums leider nicht immer so war, so verbietet sich für uns aufgrund dessen jede Form des Antisemitismus und der Diskriminierung.“
XXL-Mosaik mit 1700 „SHALOM SELFIES“ am DOMFORUM
Anlass von „SHALOM-MUSIK.KOELN – ein Tag mit jüdischer Musik“ ist die Präsentation des XXL-Mosaiks: „SHALOM + FRIEDEN FÜR ALLE“. Die große Fotoaktion des Schuldezernats Köln, der Synagogen-Gemeinde Köln und des Kölner Forums für Kultur im Dialog hat im jüdischen Festjahr viele motiviert, positive Selfies, kreative Fotos oder selbstgebastelte Bilder einzusenden. 1700 Fotos für 1700 Jahre sind zusammengekommen und bilden die Basis für einen interkulturellen Schriftzug.
Auf kreative Art und Weise wurden der sogenannte Davidstern (das Magen David, Schild Davids) für das Judentum, das Kreuz für das Christentum, der Halbmond für den Islam, das Zeichen für Buddhismus – das Dharma-Rad – sowie das Peace-Zeichen und die Regenbogenfahne miteinander vereint. Sie stehen für Zusammenhalt sowie gegen Ausgrenzung und Antisemitismus und wurden in der Kölner Synagoge von einer Gruppe von jüdischen und nichtjüdischen Kindern aus Kölner Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen entwickelt.
An der Fassade des DOMFORUMs wird das XXL-Mosaik in einer Größe von über 80 Quadratmetern vier Wochen lang – vom 15. August bis zum 12. September – hängen. Zur Eröffnung sprechen NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Abraham Lehrer, der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und der Vorstand des Kölner Forums für Kultur im Dialog.
Neben der Plakatpräsentation am DOMFORUM wird das XXL-Mosaik auch prominent an anderen Stellen in Köln zu sehen sein: unter anderem an der VHS Fassade am Neumarkt, an der Antoniter-Kirche in der Schildergasse oder in tausendfacher Auflage im Postkartenformat bei Köln-Tourismus. Im Vorfeld macht eine Stadtinformationskampagne mit dem Schriftzug „SHALOM + FRIEDEN FÜR ALLE“ auf 200 Megalights auf die Shalom Selfie-Präsentation am DOMFORUM aufmerksam.
Das Gesamtprogramm und weitere Informationen finden Sie hier online.