Machen Sie mit Ihren Schüler*innen bzw. Jugendlichen mit!

Von 321 bis 2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Köln und in Deutschland sind ein langer Zeitraum.
Wichtig ist uns die Gegenwart und die Wahrnehmung jüdischen Lebens heute!

 

Das jüdische Leben in Deutschland ist heute wieder vielfältig und bunt. Genau wie bei den Angehörigen anderer Religionen gibt es streng Gläubige und weniger Gläubige, Anhänger verschiedener religiöser Richtungen und solche, die ihren Glauben nicht mehr leben. Es gibt jüdische Schulen, Synagogen und Gemeindehäuser. Das jüdische Leben und die jüdische Kultur sind ein Teil unserer Gesellschaft. In fast allen Städten gibt es jüdische Gemeinden. Besondere jüdische Feiertage und Feste werden gefeiert und öffentlich wahrgenommen.

Mit unserer ökumenisch veranstalteten Mitmachausstellung möchten wir Schülerinnen und Schülern ab Klasse 8, aber auch Konfirmanden, Firmlingen und kirchlichen Jugendgruppen die Vielfalt jüdischen Lebens und der jüdischen Religion, wie sie sich heute in Deutschland darstellen, näherbringen. Im Fokus steht neben dem Kennenlernen der jüdischen Religion, gegenwärtigem jüdischen Leben auch der wieder erstarkende Antisemitismus in Deutschland und vielen anderen Ländern. Wie kann es sein, dass „Du Jude!“ ein Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen ist? Und wie gehen wir als Lehrerinnen und Lehrer, als Schülerinnen und Schüler damit um?

Da die Gesamtzahl jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland mit knapp 200.000 Menschen gering ist, gibt es für viele Schülerinnen und Schüler kaum Berührungspunkte zum jüdischen Leben in unserer Stadt und Region. Umso wichtiger ist uns anlässlich des Gedenkjahres 2021 ein möglichst facettenreiches, konkretes und anschauliches Bild jüdischen Alltags und jüdischer Religionsausübung zu vermitteln. Es geht uns also um Aufklärung durch Bildung, um gegenseitiges Verständnis durch Kennenlernen und Auseinandersetzung. Damit soll auch antisemitischen Vorurteilen die Grundlage entzogen werden.

#Letsmeet – gemeinsam Leben in Köln – Mitmachausstellung für Schülerinnen und Schüler erfolgreich gestartet

Zwischen dem 20. September und dem 7. Oktober 2021 haben 23 Schulklassen/Kurse weiterführender Kölner Schulen mit insgesamt ca. 480 Schülerinnen und Schülern die Ausstellung im „Jachad“, dem Jugendzentrum der Synagogen-Gemeinde in der Roonstraße, besucht. Die Resonanz der Schülerinnen und Schüler sowie vieler Lehrkräfte war durchweg sehr positiv. Das motiviert die Veranstaltergemeinschaft mit dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, dem Katholischen Stadtdekanat Köln, dem Erzbistum Köln und der Synagogen-Gemeinde Köln umso mehr, die Ausstellung in eine digitale Form zu bringen. Diese wird voraussichtlich zum zweiten Schulhalbjahr 2021/2022 fertiggestellt sein. Dann wird #Letsmeet nicht nur Schulen, sondern auch Firm-, Konfirmanden- und anderen Jugendgruppen zur Verfügung stehen.

Gefördert wurde das Ausstellungsprojekt durch den Verein „2021: jüdisches Leben in Deutschland“/Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, das Erzbistum Köln und die Pax-Bank.

Zum historischen Hintergrund

Bereits für das Jahr 321 nach Christus bezeugt ein Dekret des römischen Kaisers Konstantin, dass es eine jüdische Gemeinde in Köln gab. Darin heißt es, dass auch Juden in den Stadtrat berufen werden können.

Das Dekret Kaiser Konstantins ist der älteste schriftliche Beleg für jüdisches Leben in unserer Stadt, wobei Köln im Jahr 321 noch Colonia Agrippina hieß und Teil des Römischen Reiches war. In Köln und seiner Umgebung leben also bereits seit 1700 Jahren Menschen jüdischen Glaubens.

Leider wurde diese Zeit immer wieder durch Verfolgungen und Vertreibungen unterbrochen. Der Völkermord an den Juden in Deutschland und Europa während der Herrschaft der Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945, dem circa sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen, war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte, nicht nur des Judentums weltweit.

Trotz dieses unbegreiflichen und barbarischen Verbrechens haben sich  seit dem Kriegsende 1945 Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder ein Leben aufgebaut und neue Gemeinden gebildet: Es sind Überlebende und Nachfahren der Schoa, die auch Holocaust genannt wird, genauso wie Zugewanderte aus aller Welt, besonders aus Osteuropa.