Köln (pek). Im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ kommt eine der bedeutendsten Quellen für jüdisches Leben in Europa nach Köln. Es handelt sich um einen Gesetzeserlass Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321. Darin erlaubt er es – auf eine Anfrage des Kölner Stadtrates hin – Juden in die Stadträte der Provinzstädte zu berufen.
„Es ist eine sehr große Freude für mich persönlich und für alle Kölner, dass diese kostbare Quelle über jüdisches Leben als Herzstück der Jubiläumsausstellung nach Köln kommt. Ich danke der Vatikanischen Bibliothek herzlich für diese Möglichkeit“, so der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, der die Ausleihe aus dem Vatikan vermittelt hat. „Der Erlass dokumentiert, dass schon im Jahr 321 jüdische Bürger ganz selbstverständlich Säulen des Lebens unserer Stadt waren. Gerade in einer Zeit, in der Theorien und Ideen mit antisemitischen Wurzeln wieder neu auf dem Vormarsch zu sein scheinen, ist es umso wichtiger zu zeigen, wie bedeutend jüdisches Leben seit 1700 Jahren für unsere Geschichte und Kultur ist.“ Auch für den jüdisch-christlichen Dialog sei dieses Jubiläumsjahr ein wichtiges Moment, so der Kardinal.
Genau seit 1700 Jahren ist durch diese Quelle jüdisches Leben in Köln dokumentiert. Damit ist dieses kaiserliche Dekret eine der allerersten Quellen jüdischen Lebens in Europa überhaupt. Die älteste Überlieferung dieses kaiserlichen Erlasses befindet sich in dem berühmten „Codex Theodosianus“, einer spätantiken Rechtssammlung in einer Abschrift aus dem sechsten Jahrhundert, der in der vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird (Kodex Reg. Lat. 886). Die Bibliotheca Apostolica Vaticana hat nun eingewilligt, die beiden entsprechenden Folio der Handschrift als Leihgabe nach Köln zu geben.
Die kostbare spätantike Quelle wird im Kunstmuseum des Erzbistums Köln, Kolumba, in der Ausstellung „321-2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben“ zu sehen sein, die gemeinsam vom LVR-Jüdischen Museum im Archäologischen Quartier (MiQua) und dem Kolumba kuratiert wird. Die Ausstellung befindet sich derzeit in Vorbereitung und wird anhand hochkarätiger Exponate aus dem In- und Ausland Themen, Entwicklungen und Zäsuren aus 1700 Jahren jüdischer Geschichte und Kultur skizzieren. Die Schau ist für September 2021 bis August 2022 geplant.